Lippstadt (ots) –
Wer in jungen Jahren eine private Krankenversicherung abschließt, kann mit günstigen Tarifen rechnen – doch im Alter kommt meist das böse Erwachen. Warum ist das eigentlich so und was können die Versicherten dagegen unternehmen?
In der Welt der privaten Krankenversicherungen (PKV) kommt es häufig zu Unregelmäßigkeiten, die sich für die Versicherten nachteilig auswirken: Immer wieder werden neue Tarife aufgelegt, die in den Ranglisten ganz oben stehen, weil sie auf den ersten Blick besonders günstig aussehen. „Das Problem dabei ist, dass viele Versicherer anfänglich zu wenig Geld einfordern und die Preise drastisch anheben, wenn die Versicherten dann älter und kränker werden“, sagt Dieter Homburg vom Fachzentrum Finanzen. „Sie müssen das zwangsläufig tun, weil sie in den ersten Jahren entweder zu wenig Geld in Form von Prämien genommen haben, um im Wettbewerb gut dazustehen oder weil hoffende Vertriebsprovisionen bezahlt wurden und der Tarif schlicht zu günstig kalkuliert war. Durch die dann erforderlichen Preissteigerungen verliert der Tarif gleichzeitig an Wettbewerbsfähigkeit. Die Strategie der Versicherer besteht nun oft darin, die alten Tarife zu schließen und neue, günstigere Tarife anzubieten. Das gleiche Spiel beginnt als von vorne. Die Altkunden werden somit von den Neukunden getrennt, die Alten von den Jungen, die Kranken von den Gesunden. Für die Altkunden wird es regelmäßig teurer.“
In der Theorie behaupten die Versicherer, dass das kein Problem sein sollte. Da Tarife ja immer in Kohorten (Altersklassen) kalkuliert werden und es keine neuen Kunden im Tarif brauchen würde. Die Praxis sieht aber leider häuft anders aus. Geschlossene, nicht mehr im Fokus stehende Tarife werden regelmäßig sehr teuer. Wer das nicht wahrhaben will, soll einfach mal die Betroffenen fragen. Dieter Homburg hat allein in einer Focus Leser Aktion 1.500 PKV Leser zur Verbesserung ihrer Situation beraten. Mit dem Ergebnis, dass viele im fortgeschrittenen Alter bereits empfindlich zur Kasse von ihrer PKV gebeten werden.
„Wir haben es an dieser Stelle also mit einer Entwicklung zu tun, die letztlich zulasten aller Privatversicherten geht. Der eigentliche Skandal ist aber, dass die neuen Tarife massiv beworben werden, während sich die Beitragsentwicklung der geschlossenen Tarife nicht mehr öffentlich einsehen lässt. Die Versicherten haben damit keine Chance, realistisch einzuschätzen, was später an Kosten auf sie zukommt“, fügt der Versicherungsexperte hinzu. Als unabhängiger Berater zu Versicherungen und Altersvorsorge beschäftigt sich Dieter Homburg seit mehr als 25 Jahren mit dem Thema private Krankenversicherung und unterstützt seine Kunden dabei, ihre Versicherungskosten zu senken. Er ist zudem Autor des Bestsellers „Altersvorsorge für Dummies“, schreibt regelmäßig für den FOCUS und trat mehrfach als Experte bei RTL auf. Wie es zu den Strukturproblemen bei den Versicherungen kam und welche Möglichkeiten die Versicherten nach den neuesten Gerichtsurteilen haben, erklärt Dieter Homburg im folgenden Artikel.
Die Ursache des Problems: Das Fallbeispiel Allianz und Vereinte Krankenversicherung
Die Allianz hat die Vereinte Krankenversicherung 1996 in ihr Konstrukt aufgenommen und 2003 schließlich in die Allianz Krankenversicherung umfirmiert. Dabei wurden alle alten Tarife der Vereinten Krankenversicherung geschlossen und neue Allianztarife eingeführt. Diese Maßnahme führte zu einer Klage, die die Allianz 2010 höchstrichterlich verlor. Die alten Versicherten der Vereinten argumentierten nicht nur, dass es dem aufsichtsrechtlichen Grundsatz der Gleichbehandlung widerspräche, wenn Bestandskunden nach dem Tarifwechsel einen höheren Beitrag zahlen müssten, sondern auch, dass eine Erhöhung der Beiträge älteren Versicherungsnehmern den Anreiz zu einem Wechsel nehmen würde – schließlich würden sie mit einem Wechsel dann keine Beiträge mehr sparen. Sie setzten durch, dass sie in die neuen, günstiger kalkulierten Allianztarife wechseln konnten. Auf das gewonnene Gerichtsurteil machten viele alte Vereinte Versicherte von ihrem Wechselrecht Gebrauch und die neuen Allianz Tarife wurden zunehmend teurer. Damit verlieren sie an Wettbewerbsfähigkeit, was nicht gut für das Neugeschäft ist. Das ganze gipfelte nach nur 14 Jahren darin, dass die Allianz alle Tarife zum 01.04.2024 schließen musste und jetzt eine komplett neue Tarifserie auf den Markt gebracht hat. Diese wird zurzeit massiv beworben, ganz nach dem Motto: alles neuer und besser!
Neue Entwicklungen und Kritikpunkte
Während die Allianz nun ihre neuen Tarife in den Mittelpunkt ihrer Werbekampagnen stellt, sehen sich die Altversicherten, die in den alten Tarifen verbleiben, erneut benachteiligt. Denn die Versicherer kalkulieren ihre Tarife mathematisch zwar so, dass sie auch ohne Neugeschäft tragfähig sein sollten, die Praxis zeigt aber, dass geschlossene Tarife häufig teurer werden, weil sie ohne junge, gesunde Neuzugänge nicht nachhaltig sind. Die Allianz verschweigt in ihrer Werbung, dass alte Tarife geschlossen und die betroffenen Versicherten über die zukünftige Beitragsentwicklung im Dunkeln gelassen werden.
Gerichtsurteile und Auswirkungen
Zu einem bedeutenden Rechtsstreit kam es, als die Allianz von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) verklagt wurde. Im Kern ging es um einen 20-prozentigen Risikozuschlag für Altkunden, die in die neuen AktiMed-Tarife wechseln wollten. Die BaFin untersagte diese Praxis, da sie Altkunden gegenüber Neukunden benachteiligte. Obwohl die Allianz zunächst vor dem Verwaltungsgericht Frankfurt Erfolg hatte, entschied das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig letztlich zugunsten der BaFin. Das Urteil betont den Grundsatz der Gleichbehandlung und das Recht der Versicherten auf einen Tarifwechsel ohne unfaire Zuschläge.
Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts hat weitreichende Auswirkungen auf den PKV-Markt. Wenn das Versicherungsvertragsrecht bisher vorsah, dass die Kunden den Tarif innerhalb der Angebotspalette ihres Versicherers wechseln können, sind dabei Zuschläge nun lediglich für tatsächliche Mehrleistungen zulässig. Ein Blick auf die realen Tarifverläufe zeigt die gravierenden Unterschiede: Die neu aufgelegten Tarife der Allianz stiegen um durchschnittlich 5,55 Prozent pro Jahr, was zu einer Verdopplung der Beiträge innerhalb von 14 Jahren führte. Dabei liegt die durchschnittliche jährliche Beitragssteigerung in der PKV bei etwa 2,8 Prozent. Gute Anbieter verzeichneten seit 2013 im Durchschnitt eine Steigerung von lediglich 1,5 Prozent pro Jahr.
Herausforderungen für Versicherer und Versicherte
Wie sich am Urteil des Bundesverwaltungsgerichts gegen die Allianz erkennen lässt, unterstreicht die Rechtsprechung die Notwendigkeit eines fairen und transparenten Umgangs mit den Versicherten. Die PKV-Branche steht somit vor der Herausforderung, nachhaltige und gerechte Lösungen für alle Versicherten zu finden. Dennoch stellt die Werbung der Versicherer die Vorteile der neuen Tarife weiterhin besonders heraus, während die Nachteile für Altkunden verschwiegen werden. „Die Entwicklung gibt Anlass zur Hoffnung – dennoch sollten Versicherte wachsam bleiben. Sie haben Möglichkeiten, übermäßige Kosten im Alter zu vermeiden, doch sie müssen selbst aktiv werden, denn die Versicherer werden nicht auf sie zukommen“, betont Dieter Homburg abschließend.
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Pressekontakt:
Fachzentrum Finanzen AG & Co.KG
Vertreten durch: Klaus Dieter Homburg
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