Stuttgart (ots) –
Prof. Dr. Angela Francke ist seit März 2021 eine von sechs Radverkehrsprofessorinnen und -professoren in Deutschland. Sie forscht unter anderem zu Radverkehr und Radverkehrsinfrastruktur, Planung und Förderung von aktiver Mobilität sowie Verkehrsentwicklung, -innovationen und Trends. Die Initiative RadKULTUR hat sie zu Möglichkeiten befragt, mehr Menschen zum Radfahren zu motivieren.
Frau Prof. Dr. Francke, Sie beschäftigen sich in Ihrer Forschung unter anderem mit der Förderung aktiver Mobilität. Als Initiative RadKULTUR interessiert uns: Wie erreicht man die Menschen in ihrem Alltag?
Ihre Frage hat schon einen Teil der Antwort enthalten – wir erreichen Menschen sehr gut in ihrem Alltag, dort wo sie unterwegs sind, dort wo sie arbeiten und leben. Um den Radverkehr zu fördern, heißt das im Umkehrschluss, dass wir alle Akteurinnen und Akteure mit ins Boot holen sollten, vom Arbeitgeber über Kommunen bis hin zu den Schulen und dem eigenen Zuhause. Das kann über gezielte Aktionen und Öffentlichkeitsarbeit erfolgen, wobei alle Lebenslagen einbezogen werden müssen: Arbeiten, Einkaufen, Freizeit, ….
Das heißt, dass die Angebote der RadKULTUR ein gutes Potenzial haben, die Menschen zu erreichen. Wie klärt man denn am besten über die Vorteile des Radfahrens auf?
Die beste Maßnahme, um Menschen vom Radfahren zu überzeugen, ist das Ausprobieren. Mir schwebt die Vision vor, dass das Fahrrad etwas ganz Normales und Alltägliches ist, weil die Vorteile einfach bestechend sind. Für Wege unter fünf Kilometern, die die häufigsten Wege sind, ist das Rad die schnellste und günstigste Alternative.
Wie können Unternehmen ganz konkret ihre Mitarbeitenden motivieren?
Eine gute Möglichkeit sind Mitmachaktionen, die durch das gemeinsame Ausprobieren, den Wettbewerb und den gemeinsam erzielten Erfolg einen Anreiz bieten. Sie funktionieren insbesondere dann gut, wenn sie über einen etwas längeren Zeitraum gehen, gleichzeitig aber zeitlich begrenzt sind, wie z.B. das STADTRADELN. Es gelingt am besten, wenn alle Ebenen im Unternehmen mit Begeisterung dabei sind und nachhaltige Mobilität gelebt wird. Es geht mir hier nicht darum, dass jede und jeder das Fahrrad täglich nutzen muss. Schon der Ersatz von einem Weg die Woche ist ein Anfang. Und ein Probieren, was dann hoffentlich auch zu weiteren Fahrten führt.
Und wie können Kommunen ihre Bürgerinnen und Bürger erreichen?
Eine Idee, die die verschiedenen Aspekte, die ich bereits genannt habe, zusammenbringt, wäre zum Beispiel ein Fahrradfest in den Innenstädten. Dabei können die Kommunen darstellen, was bereits alles im Bereich Radverkehr erreicht wurde. Neben hilfreichen Informationen sollte es auch die Möglichkeit der Partizipation oder der Einreichung verschiedener Mängel durch die Bürgerinnen und Bürger geben. Zudem bieten sich begleitend ein Fahrradparcours oder ein Fahrrad-Reparatur-Workshop an. So werden alle Zielgruppen angesprochen und durch den Spaß bei verschiedenen Aktionen für das Fahrrad begeistert. Jede und jeder kann dazu beitragen, dass die eigene Stadt oder Gemeinde nachhaltiger und damit lebenswerter wird.
Wie können Projekte und Initiativen wie die RadKULTUR Kommunen und Unternehmen bei ihren Aktivitäten unterstützen?
Dank Initiativen wie der RadKULTUR und ihren Angeboten können Kommunen und Unternehmen leichter auf bestehenden und wirkungsvollen Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs aufbauen. Der Baukasten ermöglicht es ihnen, aus einer Vielzahl von erprobten Maßnahmen auszuwählen und diese sofort zu implementieren – ohne erst lange an einer eigenen Lösung tüfteln zu müssen. Das hilft auch, Maßnahmen schnell und unkompliziert umzusetzen. Damit wird das Image vom Radfahren insgesamt gefördert. Kommunen und Unternehmen können zeigen, was sie im Radverkehr bewegen möchten und dass sie die Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele ernst nehmen – denn im Endeffekt steigt damit die Lebensqualität für alle.
Was sind die wichtigsten Erkenntnisse zur Motivation und Erreichbarkeit aus Ihrer Forschung?
Ich habe in verschiedenen Studien untersucht, wo Radfahrende unterwegs sind, wie sie bestimmte Situationen einschätzen, was das ganzjährige Radfahren unterstützt oder was die Mobilitätsbedürfnisse von Personen mit Migrationserfahrung sind. Im Ergebnis beeinflussen viele Kriterien die Wahl des Verkehrsmittels. Einer der wichtigsten Faktoren für die Radnutzung ist das subjektive Sicherheitsgefühl der Nutzenden. Nur wenn sich Nutzende sicher und wohl fühlen, wird das Radfahren positiv gesehen und mit Spaß verbunden.
Radfahren ist eine aktive Mobilitätsform, was zur Folge hat, dass Strecken mit wenigen Steigungen und geringen Umwegen sowie einer kurzen Fahrzeit das Fahrrad im Alltagsverkehr attraktiv machen. Strecken, die schön zu fahren sind (durch einen Park, mit ebenen Straßenbelägen) nutzen Radfahrende besonders gerne.
Das heißt, dass so auch der fahrradfreundliche Verkehrsraum der Zukunft aussehen sollte?
Im Grunde ja. Das Verkehrsmittel Fahrrad muss eine sichere Alternative mit vielen Vorteilen im Vergleich zum Kfz-Verkehr für Menschen darstellen. Das heißt zum Beispiel, dass die Einrichtung von Fahrradstraßen zur weiteren Förderung des Radfahrens für alle beiträgt. Ein fahrradfreundlicher Verkehrsraum bietet ausreichend Raum für Radfahrende, der auch für ein Überholen unter Radfahrenden nicht zu schmal ist. Darüber hinaus ist es wichtig, dass ein zusammenhängendes Netz für Radfahrende entsteht, auf welchem sich möglichst viele Menschen sicher fühlen und Spaß am Radfahren haben. Auch intermodale Verknüpfungen, d.h. die Kombination von verschiedenen Verkehrsmitteln, sollte einfach sein und die Nutzung von Fahrrad und beispielsweise Bahn auf längeren Pendelwegen ermöglichen.
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Für eine fahrradfreundliche Mobilitätskultur in Baden-Württemberg
Das Land fördert mit der Initiative RadKULTUR eine moderne und nachhaltige Mobilität – und das bereits im zehnten Jahr. Das Ziel des Ministeriums für Verkehr: Den Anteil des Radverkehrs deutlich steigern. In enger Zusammenarbeit mit Kommunen, Arbeitgebern und einem wachsenden Partnernetzwerk macht die Initiative das Fahrradfahren im Alltag zugänglich und erlebbar. Kommunikationsmaßnahmen, Veranstaltungen und weitere innovative Formate der RadKULTUR unterstreichen die Relevanz des Fahrradfahrens: Es ist gesund, zukunftsfähig – und somit eine zeitgemäße Form der Mobilität. Weitere Informationen: www.radkultur-bw.de.
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Quelle: ots