Bonn (ots) –
Zwei Jahre Pandemie haben auch im deutschen Fruchtsaftmarkt Spuren hinterlassen. Neben Absatzrückgängen in Gastronomie und Außer-Haus-Verpflegung, die sich insbesondere bei den Fruchtsaft-Klassikern zeigen, kann der Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie (VdF) aktuell aber auch positive Entwicklungen vermelden. So haben die Verbraucherinnen und Verbraucher in Zeiten des Lockdowns verstärkt zu Fruchtsaft-Spezialitäten gegriffen. Besonders gefragt waren dabei im vergangenen Jahr Produkte, die einen gesundheitlichen Mehrwert bieten. Die Stärkung des Immunsystems war für viele Konsumenten ein Ziel, das sie mit Fruchtsäften leicht erreichen konnten, „Low Hanging Fruits“, im wahrsten Sinne des Wortes.
Unter dem Strich lag der Pro-Kopf-Konsum nach ersten Schätzungen des Fruchtsaftverbandes im Jahr 2021 bei 28,5 Litern. Ein Rückgang um 1,5 Liter, der durch die erwartete Erholung des Gastronomie- und des Außer-Haus-Marktes wieder ausgeglichen werden könnte. Ob es dazu kommt, hängt in erheblichem Maße von der Entwicklung der Preise entlang der gesamten Wertschöpfungskette ab, von denen derzeit kaum eine Branche verschont bleibt. Dazu Klaus-Jürgen Philipp, Präsident des VdF: „Was uns derzeit stark beunruhigt, sind zusätzlich zu den Energiekosten die steigenden Fracht- und Rohwarenpreise. Zudem nehmen die Engpässe bei Verpackungen aufgrund der gestörten Lieferketten zu.“
Die angespannte Situation im Bereich der Rohware und Frachten bietet aktuell wenig Planungssicherheit für das Jahr 2022. So sind die Preise für Containerfrachten aus Asien, wichtigster Lieferant für Mango, Maracuja und Ananas, um 800 Prozent gestiegen, Container aus Südamerika um 400 Prozent. Auch die Rohware selbst wurde aufgrund schwacher Ernten und steigender Energiekosten bei der Verarbeitung erheblich teurer. Sorgen bereiten der Branche derzeit auch Lieferengpässe bei Verpackungen, die teilweise gar nicht mehr verfügbar sind.
Die zum Teil exponentiellen Preissteigerungen entlang der Wertschöpfungskette müssen von der Fruchtsaftbranche getragen werden, können aber nicht immer im erforderlichen Maße an den Lebensmittelhandel weitergeben werden. Für VdF-Präsident Philipp sind in dieser herausfordernden Marktsituation alle Akteure gleichermaßen gefordert: „Gegenseitiges Verständnis und Akzeptanz für den stark gestiegenen Aufwand auf Seiten unserer Mitgliedsunternehmen ist ein entscheidender Faktor für die nachhaltige Sicherung des außerordentlich vielfältigen deutschen Fruchtsaftmarktes mit hunderten Unternehmen, von der regional agierenden Kelterei bis zum international aufgestellten Markenartikler.“
Fruchtsafthersteller punkten mit Innovationen und Vielfalt
Wie vielfältig der deutsche Fruchtsaftmarkt ist, zeigte sich im vergangenen Jahr auch verstärkt im Angebot hochwertiger Fruchtsaft-Spezialitäten, zu denen Verbraucherinnen und Verbraucher häufig gegriffen haben. Neue Innovationen von Shots bis hin zu Mischungen mit Zusatznutzen verhalfen dem Segment zu einer Steigerung des Marktanteils von 33,7 Prozent im Jahr 2020 auf 35,9 Prozent 2021. Auch Smoothies entwickeln sich innerhalb ihres Marktanteils mit einem Plus von 16,2 Prozent stark. Bio-Säfte runden die breite Angebotspalette ab. Hier konnte insbesondere Orangesaft in der Menge um 6,2 Prozent auf 24,3 Prozent zulegen.
Vielfalt drückt sich auch im Angebot von Streuobst-Säften aus der Region aus. Seit Jahrzehnten sind diese Säfte ein fester Bestandteil im Produktsortiment zahlreicher Keltereien in Deutschland. Für sie ist der Bezug von Streuobst aus der Region die wichtigste Quelle für ihre Rohware. Knapp 356 Millionen Liter wurden 2021 von den Fruchtsaftherstellern eingekeltert. Damit lag die Menge im langjährigen Durchschnitt. 320 Millionen Liter davon sind konventionelle Ware und 35 Millionen Liter Bioware. Abgefüllt werden Streuobstwiesen-Säfte unter anderem in das verbandseigene VdF Glas-Mehrweg-System, das seit 50 Jahren am Markt etabliert ist und sich derzeit wieder einer zunehmenden Beliebtheit erfreut.
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