Nahezu jeder kennt den Begriff Familienunternehmen, doch kaum jemand weiß, was genau dahintersteckt. In Werbeanzeigen oder in Unternehmensphilosophien taucht dieses Wort häufiger auf – Familienunternehmen scheinen eine Sonderstellung zu haben. Ist das gerechtfertigt?Ja, denn in der deutschen Wirtschaft sind Familienunternehmen weiterhin treibende Kräfte. Das reicht vom Blumenladen um die Ecke bis hin zu börsennotierten Milliarden-Unternehmen. Ein guter Grund, um sich mal genauer mit der Definition des Begriffs Familienunternehmen auseinanderzusetzen und auf die Vor- und Nachteile zu schauen.
Familienunternehmen genau benennen
Bei der Definition von Familienunternehmen tun sich die Experten bisher schwer. Einige wollen lediglich kleinere und mittlere Unternehmen dazu zählen, die deutlich von familiären Strukturen geprägt sind. Andere sehen auch Großkonzerne, in denen verwandte Personen gemeinsam mehr als die Hälfte der Anteile besitzt, als Familienunternehmen.So oder so ist das wichtigste Merkmal eines Familienunternehmens, dass mehrere führende und prägende Persönlichkeiten in einem Verwandtschaftsverhältnis zueinander oder zu ihren Mitarbeitern stehen – oder aber die Eigentumsverhältnisse klar in Richtung einer Familie fallen. Ein Beispiel für starke familiäre Strukturen, die auch die Unternehmensphilosophie prägen, wäre beispielsweise das Unternehmen binder aus Neckarsulm, das sich von einem deutschen Einzelunternehmen zu einem international tätigen Familienunternehmen entwickelt hat.
Das zeichnet Familienunternehmen aus
Es klang bereits zu Beginn an: Das Prädikat Familienunternehmen wird gerne genutzt, um das Unternehmensprofil zu schärfen. In Werbeanzeigen, Broschüren und auf Webseiten gehört die Nennung des Unternehmensstatus einfach dazu. Das hat gleich mehrere Gründe. Zum einen klingt „Familie“ gut für Kunden, damit sie ein Unternehmen nicht als etwas Neutrales oder gar Kaltes sehen. Kaum jemand in der breiten Bevölkerung kennt sich mit Steckverbindern oder Access Points aus, doch jeder versteht sofort, was familiäre Werte sind. Unter anderem suggeriert Familie, dass sich auf Augenhöhe begegnet wird, positive Stimmung herrscht und Loyalität extrem wichtig ist.Das ist tatsächlich etwas, was auch zu den großen Vorteilen von Familienunternehmen gehört, die dafür sorgen, dass sie weiterhin einen hohen Stellenwert haben und haben werden: Die Bindung von Unternehmen an eine Familie sorgt für mehr Einsatz. Viele Mitarbeiter freuen sich auf ihr Gehalt und strengen sich genau so sehr an, wie es nötig ist. Familiäre Strukturen machen dem häufig einen Strich durch die Rechnung, da Erfolg und Misserfolg direkt auf die Familie zurückfallen können. Für Mitarbeiter bringen Familienbetriebe den Vorteil mit sich, dass hier häufig langfristig geplant wird. Ein hoher Mitarbeiterdurchlauf stört das Betriebsklima. Gleichzeitig kann die Work-Life-Balance hier oftmals besser gestaltet werden, da „Familie“ in der Unternehmensphilosophie bedeutet, dass sich gegenseitig geholfen wird und niemand einfach zurückgelassen wird – im Idealfall.
Familienunternehmen und ihre Probleme
Es ist nicht alles Gold, was glänzt. In vielen Familienbetrieben überwiegen die Vorteile: direkte Kommunikation auf Augenhöhe, hohe Einsatzbereitschaft, langfristige Visionen. Doch es gibt auch die Kehrseite: Vetternwirtschaft, Streitigkeiten und mangelnde Innovation.Dass in einem Familienunternehmen Vetternwirtschaft stattfindet, ist irgendwie selbstverständlich. Es sollen ja möglichst viele Verwandte im Unternehmen landen, um ein gemeinsames Ziel über Generationen hinweg verfolgen zu können. Doch manchmal geht das zu weit, nämlich dann, wenn unqualifizierte Verwandte in Positionen landen, für die sie nicht geeignet sind. Das kann die Stimmung im Unternehmen hemmen oder sogar ernsthafte wirtschaftliche Folgen haben.Gleiches gilt für das Blockieren von Innovationen. Je stärker die Strukturen in einem Unternehmen von einer Familie geprägt sind, umso größer wird die Gefahr, dass eine Art Echokammer entsteht. Eingefahrene Denkweisen und eine konservative Herangehensweise an moderne Herausforderungen werden zum Problem und durch mangelnden Input von frischen Kräften fahren sich manche Unternehmen fest. Deshalb müssen Familienbetriebe stets darauf achten, sich nicht ausschließlich auf den Familienaspekt zu verlassen.